
Freiwillige Studienfahrt nach Weimar der 10. Klassen
24. April 2025Sozialdemokrat der Weimarer Republik, entschiedener Gegner Hitlers, politischer Gefangener im Konzentrationslager Buchenwald, einer der Väter des Grundgesetztes der Bundesrepublik Deutschland – ein Superheld der Demokratie?!
Intensive Tage voller Lernen, Erinnern und persönlicher Auseinandersetzung mit der Geschichte liegt hinter 22 Schülerinnen und Schülern unseres 10. Jahrgangs. Im Rahmen eines fünftägigen Schulprojekts, dass durch Dr. Marius Hildebrand von der Stiftung für Engagement und Bildung organisiert und begleitet wurde, widmeten sich die Schülerinnen und Schüler dem Leben und Wirken von Hermann Louis Brill – einem der bedeutendsten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus in Hessen und Thüringen.
Der Auftakt des Projekts war eine Wanderausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung, die das bewegte Leben Brills eindrucksvoll nachzeichnete. Als Demokrat und überzeugter Antifaschist setzte sich Brill zeitlebens für die Menschenrechte und die demokratische Ordnung ein. Die Ausstellung ermöglichte es den Jugendlichen, sich anhand von historischen Quellen wie Originaldokumenten, Bildern und Zitaten einen ersten Zugang zur historischen Persönlichkeit zu verschaffen. Besonders beeindruckend fanden viele die Stationen seines Lebens, die bis in den Widerstand gegen das NS-Regime führten.
Am dritten Projekttag stand der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar im Zentrum. Begleitet von pädagogischen Fachkräften der Gedenkstätte setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte des Ortes auseinander – einem Ort, an dem Brill selbst inhaftiert war. Die Auseinandersetzung mit den grausamen Bedingungen im Lager und das Wissen um Brills mutigen Einsatz für Mitgefangene hinterließen einen tiefen Eindruck. Viele der Jugendlichen äußerten Betroffenheit, aber auch den Wunsch, sich stärker gegen heutige Formen von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit zu engagieren.
Den Abschluss fand das Projekt in einer feierlichen Veranstaltung in Weimar, bei der die Teilnehmenden auf die Lerngruppe der KGS Herzog Ernst aus Gotha trafen. Die Schülerinnen und Schüler aus Thüringen hatten das Projekt parallel zur HvB durchgeführt. In der gemeinsamen Abschlussveranstaltung im ehemaligen Thüringer Landtag, in dem Brill 1932 als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum Kapp Putsch Hitler verhörte, trafen die beiden Gruppen nun zusammen und tauschten sich über ihre Eindrücke und Erkenntnisse aus. In Form einer Podiumsdiskussion zeigten sie, wie sehr sie sich mit Hermann Louis Brill und seiner Bedeutung für unsere Demokratie auseinandergesetzt hatten und konnten ihre eigenen Wertvorstellungen und Haltungen in die Diskussion einbringen.
Das Projekt hat nicht nur historische Fakten vermittelt, sondern auch Raum für persönliche Reflexion und gesellschaftliches Bewusstsein geschaffen. Die Auseinandersetzung mit Hermann Louis Brill wurde so für viele mehr als ein Kapitel im Geschichtsbuch.