
„Die HvB bedeutet für uns…“ – Ein Kunstprojekt der Klasse 9e
24. April 2023
Kulturabend 2023 – Zukunft
4. Mai 2023Am Freitag, 24.02.2023 brachen wir von Hochheim aus mit einer Gruppe Schülerinnen und Schüler in Richtung Weimar auf. Nach einer ruhigen Fahrt mit dem ICE kamen wir bei eisigen Temperaturen in Weimar an.
Nachdem wir eine kurze Pause gemacht und das Gepäck in der Jugendherberge abgegeben hatten, fuhren wir mit dem Bus auf den Ettersberg, der 10 km außerhalb von Weimar gelegen ist.
Erinnerungen an eine dunkle Vergangenheit: Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald
Auf den Ettersberg fuhren wir über die sogenannte „Blutstraße“, auf welcher die Menschen früher mehrere Kilometer, begleitet von den Schlägen und Erniedrigungen der SS, laufen mussten – aufgrund dessen erhielt die Straße auch diesen Namen. Auf dem Ettersberg befand sich das zum Ende des Krieges größte Konzentrationslager auf deutschem Boden, das Konzentrationslager Buchenwald. Mehr als 56.000 Menschen starben hier qualvoll bei medizinischen „Experimenten“, durch Folter oder Hunger. Über 250.000 Menschen waren insgesamt im Konzentrationslager auf dem Ettersberg und seinen 136 Außenlagern inhaftiert. Die SS zwang die Häftlinge zur Zwangsarbeit, insbesondere für die deutsche Rüstungsindustrie.
[Quelle, Stand 3.3.2023]
Am Eingang mussten wir einen Moment warten, bis die Filmvorstellung einer Dokumentation über das Konzentrationslager begann. Der Film zeigte sehr anschaulich mithilfe historischer Filmaufnahmen, Fotos und Zeichnungen die Geschichte des Konzentrationslagers. Zeitzeugen berichten in Interviews vom Lageralltag, von den Arbeitskommandos, dem Widerstand und der Befreiung.
Nach dem Film bekam jeder von uns einen Audioguide, mit dem wir gemeinsam in der Gruppe verschiedene Stationen in der Gedenkstätte aufsuchten.
Die erste Station nach der Filmvorstellung war der „Carachoweg“, über den die Häftlinge nach dem Ankommen am eigens gebauten Bahnhof von der SS mit Hunden ins Lager gehetzt wurden.
Von dort gingen wir zum Eingangstor des KZs. Hier lasen wir die Aufschrift „Jedem das Seine“. Auffällig war, dass es aus der Sicht im Lager, also aus Sicht der Gefangenen, am besten lesbar war. Den Häftlingen wurde also immer gesagt, dass sie diese Arbeit verdient hätten. Ebenfalls befand sich neben dem Tor das Gefängnis. Dort erhielten wir Einblick in das grausame Schicksal das vielen Häftlingen zuteilwurde.
Nach dem Betreten des Konzentrationslagers wurde uns die Dimension des Lagers bewusst. Vom ehemaligen Appellplatz aus, richtete sich unser Blick auf die Uhr am Turm über dem Lagereingang. Sie steht noch heute auf 15:15 Uhr, als Erinnerung an den Tag und die Zeit der Befreiung des Lagers am 11. April 1945 um 15:15 Uhr.
Auf dem Lagergelände betrachteten wir eine quadratische Metallplatte, auf der alle Nationen, aus denen die verstorbenen Häftlinge kamen, als Andenken geschrieben stehen. Ihr Mittelteil wird dauerhaft auf 37 Grad, die menschliche Köpertemperatur, erwärmt.
Wir gingen über das Lagergelände und konnten an vielen Stellen Informationen lesen und hören, u.a. wie viele Kinder und Jugendliche auf grausame Weise ihr Leben verloren.
Wer von uns wollte, konnte in das Krematorium gehen. Dort wurde einem sehr eindrücklich vor Augen geführt, wie die Leichname der verstorbenen Menschen in einem Vorraum auf ihre Todesursache untersucht wurden. Dabei wurden sie von der SS auch brutal „geplündert“, beispielsweise brach man ihnen die Goldzähne heraus. Ebenfalls befanden sich dort auch die Öfen, in den die Leichen verbrannt wurden. Im Nebengebäude konnte man sich an einem Modell ansehen, wie in Buchenwald hinterhältig und kaltblütig tausende Menschen mit einer Genickschussanlage ermordet wurden.
Schließlich besuchten wir noch die Dauerausstellung im Gebäude der ehemaligen Häftlingsbekleidungskammer. Die Ausstellung zeigt viele Erinnerungsstücke und individuelle Schicksale der Inhaftierten. Intensiv spürbar wird hier „Gegen das Vergessen“ aufgerufen.
Der Besuch hat uns alle nachdenklich gemacht und veranschaulicht, was Menschen alles anrichten können und wie wichtig es ist, dass sich diese Geschichte niemals wiederholt.
Weimar – die Stadt der Dichter und Denker
Nach einem gemeinsamen Abendprogramm in Weimar und einer Übernachtung in der Jugendherberge machten wir uns am Samstag nach dem Frühstück auf, die Stadt zu erkunden und mehr über ihre Geschichte zu erfahren.
Als erstes besuchten wir das Weimarhaus. Dort begaben wir uns, aufgeteilt in drei Gruppen, auf eine Zeitreise durch 5 Jahrtausende und erlebten die Geschichte Weimars auf unterhaltsame Weise. Wir erfuhren etwas über die Entstehung und Namensgebung der Stadt sowie die sehr wechselhaften Zeiten der Stadt. Außerdem konnten wir an einer Tafelrunde der Herzogin Anna Amalia teilnehmen und standen Goethe schon beinahe persönlich gegenüber.
Am Weimarhaus holte uns eine Stadtführerin ab. Sie informierte uns auf einem kleinen Rundgang durch die Stadt vor allem über das damalige Leben der Dichter und Denker in der Stadt, aber sie vermittelte auch Eindrücke aus der Zeit des Nationalsozialismus. So bestaunten wir nicht nur verschiedene Denkmäler und Wohnhäuser von Goethe und Schiller, sondern konnten auch nachempfinden, wie es gewesen sein muss, als Hitler sich von seinen zusammengeströmten Anhängern mit folgendem Vers auf den für ihn geschaffenen Balkon rufen ließ: „Lieber Führer, komm heraus aus dem Elefantenhaus“.
Da wir auch an diesem Tage bei eisigen Temperaturen unterwegs waren, führte uns die Stadtführerin in den öffentlichen Teil der Anna-Amalia-Bibliothek. Dort konnten wir uns zum einen kurz aufwärmen, zum anderen mehr über die Geschichte dieser besonderen Stätte erfahren. Unser Rundgang mit der Stadtführerin endete nach einer Stunde schließlich am ehemaligen Wohnhaus Goethes, welchem wir nun auch noch einen Besuch abstatteten. Goethes Wohnhaus ist Teil des Goethe Nationalmuseums und hat uns sehr anschaulich Goethes Leben und Schaffen vermittelt.
Nach diesen zwei Tagen mit umfangreichem Programm brachte uns die Deutsche Bahn wieder sicher und fast pünktlich nach Hochheim zurück.
Autorin: Ulrike Sebastiani
Gedenkstätte: KZ Buchenwald – Schülerbericht
Das Konzentrationslager „Buchenwald“ nahe der deutschen Kulturhauptstadt Weimar wurde in der Zeit des Nationalsozialismus von 1937-1945 zum Friedhof für über 50 Tausend Menschen aus über 50 Nationen.
Heute, am 24. Februar 2023, besuchte ich mit einer Gruppe Freiwilliger aus meiner Jahrgangsstufe an der Heinrich-von-Brentano-Schule die den Opfern der Nationalsozialisten gewidmete Gedenkstätte auf dem Gelände des ursprünglichen Konzentrationslagers.
Es war etwas schlechtes Wetter, was ich an einem solchen Ort des Terrors allerdings nicht anders erwartet hätte. Dennoch war es erträglich, zumindest vom Wetter her, die Stimmung im Lager selbst war sehr betrübt, da man selbst nach knapp 80 Jahren die Anwesenheit des Todes immer noch spüren konnte – insbesondere, wenn man sich mit der Geschichte dieses Ortes auskennt und die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht auf die leichte Schulter nimmt.
Bei der Ankunft wurde einem gleich ein wenig komisch im Magen und man wusste nicht so recht, wie man dieses Gefühl hätte einordnen können. Rückblickend würde ich allerdings sagen, dass ich selbst nichts als Hass, Verachtung und Ekel verspürt habe – auf diejenigen, die Menschen etwas so Grauenvolles angetan hatten.
Als erstes wurde man mit einem Dokumentationsfilm konfrontiert.
Von dort aus ging es dann den sogenannten „Karachoweg“ herunter, an der Kommandozentrale vorbei zum Tor, das mit den perfiden Worten „Jedem Das Seine“ „geschmückt“ ist.
Im Lager kann man sich mit Hilfe eines Audio-Guides über die Geschichte und den Zweck eines jeden noch stehenden Gebäudes erkundigen. Die Baracken stehen allerdings nicht mehr, da die Nationalsozialisten den immer näher rückenden amerikanischen Truppen keine Beweise überlassen wollten. Ich denke, würden die Baracken noch stehen, wäre die Stimmung noch weitaus bedrückender, als sie ohnehin schon ist. Eine der ersten Stationen des Audio-Guides ist eine metallische Platte, die an die Appelle des Lagers erinnert. Auf ihr sind die verschiedenen Nationen und Ethnien der Häftlinge aufgelistet, und sie zeigt erst einmal die Reichweite, die der Holocaust hatte. Unter den Opfern waren Kroaten, Russen, Briten und sogar Vietnamesen. Der Audio-Guide führt einen quer über das Gelände, das einem ständig ein Gefühl von Trauer vermittelt. In einer der Audioaufnahmen erfährt man, dass durch die Verwaltung der politischen Häftlinge, die grob das Lager bzw. einige der Verwaltungszentralen übernommen haben, eine Baracke für Kinder und Jugendliche errichtet werden konnte, und dass diese Minderjährigen teils nur vier Jahre alt waren.
Der Rundgang über das Gelände führt einen wohl oder übel irgendwann zum Krematorium, in dem die Leichen der Häftlinge angesammelt und dann in den Öfen des Lagers verbrannt wurden. Der Rauch der Leichen soll über das gesamte Lager hinweg zu sehen gewesen sein. Das Gefühl, das man an einem solchen Ort verspürt, ist kaum in Worte zu fassen. Es ist ein absolut perverses Verbrechen, und dennoch war es keineswegs so schlimm, wie in reinen Vernichtungslagern wie zum Beispiel Auschwitz Birkenau, Treblinka oder Dachau.
Nach dem Aufenthalt im Krematorium führt der Pfad den Hügel, auf dem das Lager errichtet wurde, etwas hinunter zu einer Dauerausstellung, die ebenfalls sehr bedrückend ist und einen sehr nachdenklich zurücklässt.
In der Dauerausstellung sind Bilder, Briefe, Schilder und jegliche anderen Utensilien –
sowohl von Opfern als auch von Tätern – zu finden. Es wird auch detailliert beschrieben, wie damals das Leben in der Stadt Weimar war, die gerade mal acht Kilometer vom Lager entfernt war. Ein Bericht beschrieb auch, wie das Lager von der 3. US. Army unter dem Befehl von George S. Patton am 11. Apr. 1945 befreit wurde. Es heißt, dass George S. Patton, der allgemein schon als skrupellos galt, sich bei dem Anblick der Tausenden von Toten hinter eine Baracke zurückzog und sich dort übergab.
Heutzutage sind vom eigentlichen Lager nur ein paar Häuser und die Grundrisse der Baracken übrig. Das Konzentrationslager wurde zu einer Gedenkstätte umgestaltet, die Lehrzwecken dient, aber auch ein Mahnmal ist, das allen folgenden Generationen eine Warnung sein soll, dass so ein grausames Verbrechen bloß nie wieder passieren darf.
Themen wie der Erste Weltkrieg, der Zweite Weltkrieg oder der Holocaust sind so grausam und von einem so immensen Leid geprägt, dass sie teilweise schon surreal scheinen und man gar nicht glauben kann, dass so etwas je passiert sein könnte. Gerade aus diesem Grund sind solche Gedenkstätten so wichtig, da sie als Berührungspunkte zu solchen Themen dienen, um die reelle Gefahr einer Wiederholung deutlich zu machen.
Allgemein war der Tag an der Gedenkstelle sehr interessant und lehrreich, allerdings war er auch sehr bedrückend und veranlasst einen wirklich zum Nachdenken.
Es liegt nicht in unserer Schuld, was passiert ist, aber es liegt in unserer Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiert, weder hier in Deutschland noch sonst irgendwo auf diesem Planeten.
Autor: Daniel K., 10e